Eine möblierte Mietwohnung mit Pool und Zimmerservice: Serviced Apartments boomen in der Schweiz. Das steigert Preisdruck und Wohnungsknappheit.
Serviced Apartments
In der Schweiz wächst das Geschäft mit Serviced Apartments. Dabei handelt es sich um möblierte Mietwohnungen, wobei bestimmte Dienste wie etwa Wäscheservice im Mietpreis enthalten sind. Der Begriff ist allerdings breit gefasst.
Grundsätzlich liegen Apartments mit Service laut dem Immo-Monitoring von Wüest Partner in Sachen Service- und Ausstattungsgrad zwischen Hotels und möbliertem Wohnen. Typischerweise sei die Wohnungsreinigung inbegriffen. Oft gehört zudem die Infrastruktur vor Ort zum Angebot. Gäste können etwa das Fitnessstudio oder den zum Wohnkomplex gehörigen Pool benutzen.
47 Prozent Aufschlag
Serviced Apartments sind lukrativ, da sie laut Wüest Partner oft überdurchschnittliche Renditen abwerfen. Sie seien merklich teurer als klassische Mietwohnungen. Bei hohem Servicelevel verlangen Vermieter durchschnittlich 47 Prozent mehr Mietzins gegenüber einer regulären Wohnung, so die Autoren. Der Aufpreis von möblierten Mietwohnungen ohne Zusatzleistungen betrage im Schnitt nur knapp 7 Prozent. Laut der Studie kostet ein Serviced Apartment im Schweizer Mittel rund 2500 Franken pro Monat.
Die meisten Nutzer von solchen Angeboten sind ausländische Geschäftsleute. Entsprechend findet man Serviced Apartments vor allem in den Schweizer Grossstädten, insbesondere in Zürich. Die Wohnungen zeichnen sich zudem durch «vorzügliche Lagequalität» aus, so die Studienautoren. So seien etwa Verkehrsanschlüsse äusserst gut.
Temporäres Wohnen
Diese Wohnungen richten sich aber nicht an langfristige Mieter: Die Mehrheit bleibt maximal zwei Monate. Damit ist die Mietdauer bei einem solchen Angebot massiv kürzer als bei klassischen Mietwohnungen. Dort beträgt sie laut Wüest Partner im Schnitt rund 7,5 Jahre.
Nationalrat Balthasar Glättli sieht einen Zusammenhang zwischen Serviced Apartments und Wohnungsknappheit: «Werden reguläre Wohnflächen zu Serviced Apartments umfunktioniert, verschwindet natürlich Wohnraum für die ganz normalen Langzeitmieter.» In diesem Fall gebe es weniger Wohnungen für Personen, die etwa permanent nach Zürich ziehen wollen und sich ein teures Serviced Apartment nicht leisten können.
Mehrfamilienhäuser werden zu Serviced Apartments
Tatsächlich waren viele der neueren Serviced Apartments ursprünglich herkömmliche Mehrfamilienhäuser, wie es in der Studie heisst. «Dass klassische Wohnliegenschaften in Serviced Apartments umfunktioniert werden, sieht man in der Stadt Zürich oft», sagt Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich zu 20 Minuten. «Wenn eine Familie aus der Wohnung geworfen wird und da dann eine Art Pension reinkommt, kochen die Emotionen hoch.»
Diese Art von Wohnung übe einen erheblichen Druck auf die Verfügbarkeit und Preise von Wohngelegenheiten in den Innenstadtquartieren aus. «Es wäre eigentlich intelligent, wenn man gerade jetzt etwas unternehmen würde, denn das Problem wird tendenziell grösser werden», sagt Angst. Die Gemeinden sollten die Möglichkeit haben, mit raumplanerischen Massnahmen die Anzahl zentral gelegener Apartments zu regulieren. Angst erwartet jedoch nicht, dass das im Kanton Zürich bald der Fall sein wird.
10’000 Serviced Apartments
Wüest Partner ordnet dem Segment bereits mindestens 10’000 Wohneinheiten in der Schweiz zu und schreibt, dass Apartments mit Service in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen dürften. Visionapartments etwa, der Anbieter, der laut Wüest Partner in der Schweiz am meisten Serviced Apartments führt, teilte am 26. Oktober mit, die Firma eröffne einen sechsstöckigen Neubau in Lausanne, der ihr Angebot an Serviced Apartments in der Stadt auf einen Schlag verdopple.
Quelle: 20min.ch
http://www.20min.ch/finance/news/story/15308777